Trauer um Anton Auer

Bayerns Radsportler trauern um Anton Auer

Nürnberg/München  – Bayerns Radsportler trauern um Anton „Toni“ Auer, der am  15. Juli im Alter von 87 Jahren verstorben ist.  Der gebürtige Münchner, der seit rund 60 Jahren in Nürnberg lebte,  war Radsportler mit Leib und Seele. Nach seiner rund zehnjährigen erfolgreichen Karriere,   die er 1958 mit einem Deutschen Meistertitel krönte,  war Anton Auer mehr als 50 Jahre als vielseitiger Funktionär unermüdlich für den Bayerischen Radsportverband, für den Radsport-Bezirk Mittelfranken, für den RV Union 1886 Nürnberg und als langjähriger Bahnchef der Nürnberger Rennbahn am Reichelsdorfer Keller  im Einsatz. Auch beim  „RSV Internationale Bayern-Rundfahrt“  zählte Toni Auer als Gründungsmitglied jahrelang als Quartiermeister zum engen Führungsstab.

Der Radsport hat Anton Auer  seit seiner  frühen Jugend   fasziniert und ist sein Leben lang  seine  große Passion geblieben.  „ Meine Mutter war gar nicht begeistert, als ich mit 12 Jahren ihr altes Damenrad zur „Rennmaschine“ umbaute und zusammen mit meinem Schulfreund Otto Altweck wie wild  durch München-Daglfing brauste“, erzählte er oft schmunzelnd.   Die  erfolgreichen Profi-Asse  Hans Preiskeit,  Ludwig und Hans Hörmann, waren die großen  Idole  der beiden „radlverrückten“ Münchner Buben. Ab 1951 startete  Anton Auer als 14-Jähriger für den   „RKV Solitarität“, wobei er auf Anhieb enorme Spurtqualitäten zeigte.  Als mehrfacher  Bayerischer Jugendmeister wechselte Anton Auer  mit 15 Jahren zum  renommierten „RV Sturmvogel München“, in dessen Trikot er als Junior und Amateur zur deutschen Spitzenklasse zählte. Anton Auer gewann zwar auch einige schwere  Straßenrennen, doch  so richtig in seinem Element war er als Amateur  bei Rundstreckenrennen, bei Kriterien und bei  den rasanten Bahnwettbewerben.

Ab 1957 zählte Toni Auer  zur deutschen Bahn-Nationalmannschaft, wobei er vor allem im Sprint, über 1000 Meter, auf dem Tandem und bei den schweren  Zweier-Mannschaftsrennen sehr  erfolgreich war.  Mit seinem Freund und Partner Walter Sonntag gewann Toni Auer 1958 in Frankfurt die Deutsche Tandem-Meisterschaft. Bei der DM im Zweier-Mannschaftsfahren  belegten Auer-Sonntag kurz danach hinter  den Gebrüdern Rudi und Willi Altig aus Mannheim den zweiten Platz  und beim 1000m-Zeitfahrern stand   Toni Auer  als DM-Dritter erneut  auf dem Treppchen! Mit 23 Jahren wechselte  Anton Auer 1960 ins Lager der Profis, wobei er auf schnellen  Winterbahnen   ebenfalls  sehr beachtliche Leistungen zeigte.   Im Sommer des gleichen Jahres beteiligte er sich  in Nürnberg an einem Steher-Lehrgang , doch die großen  Jahre des Profi-Stehersports waren zu diesem Zeitpunkt  leider schon vorüber. Es gab immer weniger Steher-Rennen und  auch kaum Verträge.  Trotzdem hat es Anton Auer nicht  bereut, dass er damals nach Nürnberg kam, denn beim  „RV Union Nürnberg 1886“  lernte er Charlotte Ruder kennen, die er 1962 heiratete. „ Ich hatte nun eine Familie zu versorgen und vom Radsport allein konnte man damals  nicht leben“, sagte er, als er seine Karriere mit 25 Jahren  beendete um sich eine  solide berufliche Existenz aufzubauen.

Dem Radsport blieb Anton Auer jedoch weiterhin eng verbunden: Von 1972 bis 1982  leitete er als 1. Vorsitzender Nürnbergs ältesten  Radsportverein „ RV Union 1886“. Zugleich war er  unermüdlich bei Rennen in ganz Bayern  als Funktionär und  Kampfrichter und  als Schatzmeister (1984-1986) für den Bayerischen Radsportverband im Einsatz.

Die traditionsreiche Nürnberger Radrennbahn am Reichelsdorfer Keller lag dem einstigen Bahnspezialisten ganz  besonders am Herzen. 1987 übernahm Anton Auer von Nürnbergs Altmeister Fritz Scheller und dem damaligen  BRV-Präsidenten  Hans Bandele die Leitung des „Verein Sportplatz“ , der 1903 die Nürnberger Radrennbahn erbaute und sie seitdem pflegte und verwaltete. Zwanzig Jahre lang fungierte Anton Auer „am Keller“ mit großem Engagement erfolgreich als Bahnchef, bis er 2005  aus gesundheitlichen Gründen die Leitung des Vereins an Andreas Zentara übergab. Unter Auer´s Regie wurden fünf  Deutsche Meisterschaften , mehrere Länderkämpfe, zahlreiche  Bayerische Meisterschaften  und viele große Renntage durchgeführt. In den Sommermonaten konnte man den agilen  Bahnchef  öfter an der Rennbahn als zuhause antreffen.  Rückblickend auf fünf Jahrzehnte  seines Einsatzes erklärte Toni Auer stets:  „ Neben dem Deutschen Meistertitel , den ich 1958 auf dem Tandem gewann und den internationalen Rennen, die ich in der Bahn-Nationalmannschaft fuhr, sind mir vor allem die vielen schönen Jahre  als Leiter der Nürnberger Rennbahn immer in guter Erinnerung geblieben“. Anton Auer durfte zu Recht  stolz darauf sein,  dass es ihn  gelang, den regen Sportbetrieb zwei Jahrzehnte lang  erfolgreich fortzusetzen, die Rennbahn zu erhalten und die  Vereinsführung  bei bester Kassenlage an seinen Nachfolger zu übergeben.

Für seine  großen Verdienste um den Radsport und die Nürnberger Rennbahn  wurde Anton Auer 1997  mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Der Bund Deutscher Radfahrer und der Bayerische Radsportverband würdigten Auer´s langjährigen Einsatz mit diversen Ehrennadeln in Gold und Silber. Von seinem früheren Heimatverein  RV Sturmvogel München und vom  RV Union Nürnberg  wurde Auer  zum Ehrenmitglied ernannt. Bayerns Radsportlern wird Anton Auer,  der ein großes  Stück Radsportgeschichte erfolgreich  mitgestaltet hat, unvergessen bleiben.

© Manfred Marr                                                                                          

 

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