Melanie Reich aus Gilching und Daniela Fischer aus Illerberg haben in drei Wochen Island auf einem Rad umrundet. Anstrengung bei Kälte und Nässe in atemberaubender Natur. Dieser Satz beschreibt das Abenteuer der beiden Einradfahrerinnen sehr gut.

Der Himmel wird dunkel, Melanie Reich macht das Licht am Gepäckträger an während Daniela Fischer ihren Rucksack in eine Schutzfolie einpackt und dann passiert es auch- Wolkenbruch. Es schüttet wie aus Eimern. Tapfer einradeln die Freundinnen weiter, um den Öxipass im Osten von Island zu überqueren. Es gibt kein Zurück, die Route ist festgelegt, die Unterkunft muss erreicht werden. 80 Kilometer, rund 850 Höhenmeter hinauf und 700 Höhenmeter hinab, alles auf einem Rad. Das beschreibt die heutige Tagesetappe der beiden 28jährigen.

Die Gepäckmaße sind begrenzt, ein Zelt hatte keinen Platz. Rund 10 Kilogramm an Kleidung und Lebensmitteln transportieren die beiden Frauen im Rucksack und zum Teil am Einrad befestigt durch Island.

Die Strecke ist rund 820km lang mit 7000hm nach oben und 6500hm nach unten. 18 Tage im Sattel verbringen Reich und Fischer mit durchschnittlich 60 Kilometern pro Tag. Ein Teil der Route verläuft auf der Ringstraße. Da die beiden über den Öxipass und ins Hochland möchten, mussten die Räder im Vorfeld angepasst werden. Ein Mountainbikereifen war ein Muss. „Beim nächsten Mal brauche ich auch eine Bremse“, gibt Reich zu. Im Gegensatz zu Fischer, die regelmäßig im Gelände mit dem Einrad unterwegs ist, radelt Reich lieber auf Asphalt. Und das auf Profi- Niveau. Bei Straßenrennen konnte Reich schon mehrfach Titel abräumen und darf sich aktuell als Weltmeisterin über die 10km, 800m, Uphill- Climbing und im Criterium küren. Und genau nach diesem Rennen im letzten Jahr auf der Einrad- Weltmeisterschaft 2024 in den USA kam Fischer auf Reich zu:

„Bist du bei einer Islandumrundung dabei?“. Ohne zu zögern wurde diese Frage bejaht und die Planung begann. Diese stellte sich als gar nicht so einfach heraus, sagt Reich. Die Koordination, wo Unterkünfte liegen, welche Tagesetappen auf dem Einrad zu bewältigen sind und wann der Bus genommen werden muss, wurde besprochen. Sehenswürdigkeiten haben die beiden Frauen an ihre Route angepasst. „Neben den typischen Dingen, die im Reiseführer stehen war es einfach toll, durch die isländische Natur zu fahren. Eine Herde von Islandpferden hat uns sogar ein kleines Stück begleitet“ erzählt Reich. Der bekannte Golden Circle mit Gullfoss, Geysir und Nationalpark bildete den krönenden Abschluss der Reise.

Painted Hills

Nach anfänglichen Zweifeln das Hochland von Island auf dem Einrad zu erklimmen, stellte sich dieses als das größte Highlight heraus. Nach 15 Flussdurchquerungen bei 10 Grad Außentemperatur und mit einem Sturmtief im Nacken „waren wir äußerst froh, endlich an der Hütte angekommen zu sein“ sagt Reich. Die größte Herausforderung stellte der Seitenwind da. „Wir sind um eine Kurve gefahren und lagen beide im Dreck“ erzählt Fischer. Ein Erholungsbad im naturheißen Fluss mit Blick auf die bunten Hügel machten diese Etappe zu etwas Besonderem.

„An vorgesehenen Pausentagen konnten wir einfach keine Pause machen- es gab ja so viel zu entdecken!“. Die beiden Freundinnen gingen Wandern oder Reiten und nahmen dafür auch gerne 30 zusätzliche Kilometer in Kauf.

Melanie Reich und Daniela Fischer lernten sich bereits im Kindesalter bei Wettkämpfen und Talentförderungen kennen. Fischer, Architektin, hat mit acht Jahren das Einradfahren begonnen und trainiert im RSV Illertissen. Reich begeistert sich seit dem zehnten Lebensjahr für diesen Sport. Die Physiotherapeutin ist zudem als Trainerin im TSV Gilching-Argelsried und für den Bayerischen Radsportverband aktiv.

Für beide Sportlerinnen war es die erste längere Reise auf dem Einrad mit Gepäck. „Es hätte vielleicht nicht gleich Island sein müssen“, sagt Fischer. Wind, Kälte, Nässe, Höhenmeter und anspruchsvolle Wege machten die Rundreise schwierig, aber „man sucht auch die Herausforderung“. Im kommenden Jahr steht die nächste Weltmeisterschaft in Österreich an. „Trotz den vielen Meisterschaften, an denen ich teilgenommen habe, die Reise war mein größtes Abenteuer bisher“ sagt Reich und Fischer fügt hinzu: „es war schön, dass wir dieses zu zweit erleben durften“